Mit viel Herzblut für die Eine Welt


Ein Raum von sechzehn Quadratmetern – schlicht „Speisekammer“ genannt - und ein Kreis von 45 Helfern: Das reicht in Wiesbaden-Biebrich aus, um Woche für Woche zwischen 50 und 75 Haushalte, rund 120 Menschen, mit Lebensmitteln zu versorgen, die ansonsten weggeworfen würden. „Da sind ein soziales Gefüge und Freundschaften entstanden und drum herum fangen einige Leute an, umzudenken“. Die Vorsitzende der Kolpingfamilie Biebrich, Anne-Katrin Schulz, beschrieb auf dem Eine-Welt-Tag des Kolping-Diözesanverbandes in Flörsheim am Samstag, 9. März, auch den „Mehrwert“ ihrer Initiative und trat damit als Erste den Beweis dafür an, wie viel Großes im Kleinen stecken kann.

„Was man im Großen nicht kann, soll man im Kleinen nicht unversucht lassen“ Adolph Kolping

Mit einem entsprechenden Zitat von Adolph Kolping hatte Gemeindereferent Michael Frost, geistlicher Begleiter der gastgebenden Kolpingfamilie Flörsheim, Mitglieder von Kolping aus dem ganzen Bistum zu diesem Tag der „Information, Motivation und gegenseitigen Stärkung“ begrüßt und die Bedeutung der Eine-Welt-Arbeit unterstrichen, die ihre wichtigsten Jahre noch vor sich habe. Denn die Welt werde immer globaler und schaffe keinen solidarischen flächendeckenden Wohlstand, sondern wenige Gewinner und viele Verlierer. Jeder habe es zwar „selbst in der Hand“, sagte Frost mit Blick auf das Motto der Veranstaltung, aber „wo´s um Geld geht, hört bekanntlich der Spaß auf und mit ihm sowohl die Gerechtigkeit als auch die Barmherzigkeit“. Die wichtigste Eigenschaft, um sich dieser Mentalität beharrlich entgegen zu stellen, nannte eingangs der Diözesanvorsitzende Stefan Fink: „Ohne Herzblut geht bei Kolping gar nichts.“

Etwas Besonderes sind auch die „demokratischen Strukturen“, wie Sigrid Stapel, Referentin bei Kolping International, erklärte: „Das unterscheidet unsere Arbeit von der anderer Organisationen“. Die Internationalität stecke einfach in der DNA von Kolping, ergänzte Winfried Montz, Leiter der Abteilung Weltkirche, der wie Stapel über die große Vielfalt der an 16 Ständen präsentierten Projekte staunte und anerkennend feststellte, „dass das Engagement bei Kolping ein junges Gesicht hat.“ Die Jüngste im Raum, die 14-jährige Felicia Hardieß von der Kolpingfamilie Marienstatt-Hachenburg, machte die Verbundenheit mit den Kolping-Partnern in Czernowitz sogar mit einem ukrainischen Trachtenkleid sichtbar. Ihre Brüder Jakob (17) und Jonas (20) berichteten von der Weihnachtspäckchen-Aktion, aber auch von persönlichen Begegnungen und entstandenen Freundschaften. Kontakt wird über die sozialen Netzwerke gehalten, der nächste Besuch ist bereits für den Sommer anvisiert.

Dass der Gewinn immer auf beiden Seiten liegt, diese Erfahrung war der rote Faden aller Präsentationen der engagierten Kolpingfamilien, von Hochheim bis Obererbach, von Mammolshain bis Limburg. „Wir haben ihre Nöte kennengelernt“: Auf diesen Nenner brachte Werner Schleicher von der Kolpingfamilie St. Barbara in Lahnstein ein „Eine-Welt-Dinner“ mit Geflüchteten, das auch in Zahlen ausgedrückt ein Erfolg war: 120 Gäste, ein buntes internationales Buffet und ein Reinerlös von 600 Euro. „Wie können wir uns auf Augenhöhe begegnen?“ Diese Frage steht immer wieder im Fokus, wenn es um die Partnerschaft der Kolpingfamilie Flörsheim mit Sambia geht, berichtete Stefanie Kohl. Was sie von den Menschen in Sambia gelernt habe? „Sich Zeit zu nehmen, wenn jemand mit mir reden will - egal, was sonst gerade ansteht.“
„Dass man nicht so viel braucht, um glücklich zu sein“: Diese Erkenntnis hat Jaqueline Fuchs (22) aus einem Aufenthalt in Costa Rica mitgebracht und warb jetzt mit dem Satz „Jeder Tag war ein Abenteuer“ für die Jugendgemeinschaftsdienste. „Geduld“: Das habe er in Brasilien gelernt, erzählte Bruder Karl Wiszinewsky, weitgereister Gast an diesem Tag ebenso wie der Bildungsreferent vom Kolpingwerk Rumänien, Corneliu Bulai. Dieser brachte stellvertretend für alle das geballte Engagement quer durchs Bistum auf den Punkt: „Kolping means solidarity.“

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