Aus der Krise wird ein Krieg
„Machen wir uns nichts vor, wir sind im Krieg. Jeden Tag gibt es Schusswechsel und täglich sterben mehr Menschen“, erzählt ein Priester aus Kamerun, der im Bistum Limburg zu Gast ist. Seine Aussage stehe beispielhaft für die derzeitige Situation in Kamerun, heißt es in einem Brief der Diözesanversammlung des Bistums Limburg an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Diözesanversammlung wendet sich an die Bundeskanzlerin, um auf die Krisensituation aufmerksam zu machen und sich für die Bevölkerung Kameruns einzusetzen. „Wir bitten Sie nachdrücklich darum, die Menschen in Kamerun nicht aus dem Blick zu verlieren und alles daran zu setzen, dass nicht noch mehr Menschen sinnlos sterben und unter Folter und Gewalt leiden müssen“, schreibt die Präsidentin der Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai.
Seit 2016 herrscht in Kamerun die so genannte anglophone Krise. Die französischsprachige Regierung unterdrückt die englischsprachige Minderheit. Die Proteste der englischsprachigen Bevölkerung sind Ausdruck von Unzufriedenheit mit der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bilanz der autoritären Regierung. Separatisten fordern die Abspaltung des englischsprachigen Westens Kameruns. Auch nach den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Oktober zeichne sich in Kamerun keine Entspannung ab, schreibt Schillai. „Die Radikalisierung der Separatisten ist in den vergangenen Monaten in hohem Maße fortgeschritten. […] Die Entwicklungen sind alarmierend und wir sehen dringenden Handlungsbedarf. Da die kamerunische Regierung selbst in den Konflikt verwickelt ist, müssen die Bemühungen der Internationalen Gemeinschaft unserer Ansicht nach verstärkt und der Druck auf die Regierung Kameruns erhöht werden“, heißt es weiter in dem Brief. Die Lage der Menschenrechte sei verheerend und sowohl von den Separatisten als auch vom Militär werde die Menschenwürde missachtet und Gewalt in vielfältiger Form verübt. Es gehe darum, einen Weg aus der Gewaltspirale aufzuzeigen und zu vermitteln.
Partnerschaft seit 30 Jahren
Das Bistum Limburg unterhält seit etwa 30 Jahren eine intensive Partnerschaft mit dem Bistum Kumbo im englischsprachigen Teil Kameruns. Ende Mai hatte eine Delegation aus Deutschland im Krisengebiet die Bistümer Mamfe, Bamenda und Kumbo besucht und sich mit den Ortsbischöfen sowie Menschenrechtsvertretern getroffen. Im vergangenen Jahr kam es immer wieder zu Gewaltausbrüchen im anglophonen Teil. Das Büro für Humanitäre Hilfen der Vereinten Nationen (OCHA) schätzt, dass etwa 160.000 Menschen wegen des Konflikts auf der Flucht sind. Helfer vermuten, dass die Armee gezielt die anglophone Bevölkerung aushungern und vertreiben wolle.