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„Die ganze Welt ist heute hier zusammen“

Muttersprachliche Gemeinden feiern Gottesdienst zu Mariä Geburt
„Die ganze Welt ist heute hier zusammen“
„Die ganze Welt ist heute hier zusammen“
Marienprozession durch Bockenheim - mit geschmückten Bannern, traditioneller Kleidung und Blumen. © A. Zegelman / Bistum Limburg

Predigt von Weihbischof Dr. Thomas Löhr

mit Glaubenszeugnissen junger Gläubiger

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Liebe Schwestern und Brüder!

„Maria, Mutter aller Völker!“ – Seit zehn Jahren feiern wir, die muttersprachlichen Gemeinden und die Pfarreien im Bistum Limburg, gemeinsam dieses Fest. Die Mutter Jesu ist die Mutter der Kirche und unsere Mutter. Sie führt uns zur Begegnung mit Jesus. In der Eucharistiefeier, der Marienandacht und Prozession und der Anbetung Jesu mit dem sakramentalen Segen. Sie ist bei uns im anschließenden Fest der Begegnung und auf all unseren Wegen.

Dankbar kommen wir hierher in die Kirche Frauenfrieden. Während der Renovierung wurden wir ebenso gastlich in der Kirche Mutter vom guten Rat in Niederrad aufgenommen. Der Frieden ist das Anliegen, das wir Unserer Lieben Frau, der Jungfrau Maria, in besonderer Weise anvertrauen. Wir denken an die Menschen im Krieg, vor allem in der Ukraine, und in so vielen Ländern und Konflikten und Diktaturen und Systemen von Hass und Unterdrückung weltweit, auch in den Heimatländern Vieler von uns.

Gerade in dieser Zeit und vor dem Hintergrund all dieser Probleme und der vielfachen Not feiern wir heute ein Fest der Hoffnung.  

Ein Fest der Hoffnung auf Gott. Denn wir vertrauen auf seine Verheißungen und auf den Frieden, den er uns in Jesus Christus gebt.

Unsere Hoffnung gründet in unserem Glauben an Gott und in der Liebe Gottes zu uns. Maria ist für uns eine Mutter, durch die wir Gottes Liebe und Zärtlichkeit erfahren. Aber: Ist es überhaupt möglich, dass wir, die wir so verschiedene Menschen sind und Sprachen, Länder, Kulturen und Kontinente repräsentieren, das gemeinsam feiern? Eine Frage, auf die es nicht die eine Antwort gibt.

Glaube, Hoffnung und Liebe sind in uns lebendig. Von unseren Erfahrungen mit Gott wollen heute einige von Ihnen, liebe Brüder und Schwestern, auch ganz junge Christen aus unserer Mitte, ein Zeugnis geben.

Wie können wir an Christus glauben in dieser Welt ohne Frieden und Gerechtigkeit?

Der Glaube an Jesus Christus bedeutet für mich Sicherheit, Liebe und Geborgenheit.

Jesus in meinem Leben erleichtert viele Gedanken, Gefühle und Probleme, da ich meine

Antwort in Jesus Christus habe beziehungsweise finde.

Allerdings ist es in der heutigen Zeit schwer, den Glauben zu leben. Die großen Schlagzeilen
bringen die Menschen dazu, meinen Glauben zu hinterfragen und anzugreifen.

Den maronitischen Ritus zu feiern, bringt innere Ruhe und Freude, denn es ist auch ein Stolz

der libanesischen Christen.

Meine Gemeinde hilft mir dabei, indem der Glaube auch wirklich gelebt und praktiziert wird.

Etwas, was heute wichtiger denn je zuvor ist.

Etwas, was vor allem die Maroniten seit Jahrzehnten im Nahen Osten versuchen und tun,

aber wofür sie leider viel Leid und Furcht erfahren müssen. Gerade dann ist der Glaube an Jesus Christus wichtig und lässt mich einfacher und stärker glauben!

   Miriam El Haddad, Maronitische Katholische Gemeinde, 20

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Unsere Lesung aus dem Buch des Propheten Micha hat uns daran erinnert, dass Gott große Verheißungen für uns bereit hält. Verheißungen sind mehr als Versprechen. Ein Versprechen kann ich erfüllen. Aber Gott hat uns ein Leben und eine Zukunft verheißen, die viel, viel größer ist: sie geht von König David aus Bethlehem aus und erfüllt sich in Jesus, der in Bethlehem geboren wird. Jesus ist durch Josef, den Nachfahren Davids und Bräutigam Mariens, selbst zum neuen David geworden. Aber zu einem viel besseren David: er wird der Friede sein, Jesus, der am Kreuz für uns gestorben ist.

Es geht um ein Kreuz, das ich von einem Franziskanerpater namens Abba Haylemaryam Abrha geschenkt bekommen habe. Wie es zu dem Geschenk kam: In der Kirche hatten wir – wie am Wochenende immer – spirituelle Erweckungsprogramme, und einmal war es so, dass wir den Film „Die Passion Christi“ sahen. Von diesem Tag an wollte ich immer ein Kreuz tragen: Und so bat ich den Priester, mir eins zu geben.

Eines Tages, als ich in seinem Büro war, sah ich dieses wunderschöne Kreuz auf seiner Bibel und fragte ihn, ob ich es nehmen könnte. Er antwortete: „Ja, du kannst es nehmen, ich habe es für dich aufbewahrt “. Mit diesem Kreuz in der Hand habe ich die Flucht aus Eritrea bis nach Deutschland geschafft.

Auch hier hatte ich viele Probleme wie jeder andere, der ohne Familie lebt. Durch dieses Kreuz konnte ich es schaffen, mich zu motivieren. Das Kreuz erinnert mich an das Leiden Christi, wie ich es im Film gesehen habe. Das hat mich selbst motiviert, und ich habe mir gesagt: „Sein Leiden war schlimmer als meins“.

Awet Haile, Eritreische Katholische Gemeinde, 26

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Dass immer wieder junge Menschen von Jesus angesprochen und begeistert sind, ist auch in unserem Land nicht selbstverständlich, wo äußerer Frieden herrscht. Da gibt es so viele andere Möglichkeiten, sich zu orientieren. Zumal, wenn man ganz neu hierher kommt.

Als ich in meine Gemeinde kam, kannte ich niemanden. Ich bin gegangen, weil meine Eltern es wollten. Ich war auch sehr neugierig auf Gott, aber das wussten sie nicht. Eines Tages, am Ende der Messe, sagte der Priester, dass danach ein Jugendtreffen stattfinden würde. Ich bin geblieben, auch aus Neugier. Und es war die beste Entscheidung, denn ich habe Freude, Freunde, Antworten auf meine Fragen und auch viele andere Menschen mit der gleichen Neugier gefunden. Und vor allem habe ich Jesus kennengelernt und ich möchte weiterhin mit meinen Freunden hinter Ihm gehen.
   Mateo Puente, Spanischsprachige Katholische Gemeinde Frankfurt, 24

Ich bin ganz beeindruckt, eure Zeugnisse zu hören. Geht es Ihnen auch so? Der Glaube an Jesus prägt ein Leben ganz und gar. In allen Höhen und Tiefen, hellen und dunklen Stunden. Jesus ist bei uns, so wie es der Engel im Evangelium gesagt hat. Und so, wie es der Prophet Jesaja verheißen hat: „Man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“

Der Glaube an Jesus Christus bedeutet für mich, ein Vorbild zu haben und eine Person, die immer an meiner Seite ist. An seiner Seite fühle ich mich sicher, geliebt und nie allein. Er zeigt mir den Weg in den schwierigsten Situationen meines Lebens, und auch wenn ich mal von diesem Weg abkomme oder er steinig und schwer ist, bringt er mich immer wieder zurück und hilft mir. Auch bei negativen Gedanken oder Erfahrungen steht er mir bei, denn er ist für uns gestorben und auferstanden. Er ist mein treuer Begleiter, der bei jedem meiner Schritte, bei jedem Gedanken und jedem Atemzug bei mir ist. Er ist mein bester Freund, dem ich alles anvertrauen und alle meine Sorgen erzählen kann.

Jesus Christus ist ein Teil von mir. Ich bin mir sicher, dass mein Glaube an ihn mein Leben prägt.

   Ivan Sucurovic, Kroatische Katholische Gemeinde Kelkheim, 21

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Die Begegnung mit Jesus, dem Sohn Mariens, verbindet uns – über alle Grenzen von Raum und Zeit hinweg. Auch in den unterschiedlichen Riten (vom maronitischen Ritus hörten wir bereits) in der einen katholischen Kirche.

Beim Verfassen meiner Gedanken zum Thema; was bedeutet der Glaube an Jesus Christus mir; war meine erste Assoziation, Jesus der mir den Weg sowie die Verbindung zu meinem Schöpfer erleuchtet. Das Beschreiten meines Weges zum Allmächtigen ohne die Weisung Jesu wäre Utopie. Das Leben und die Lehren Jesu sind für mich dabei der Kompass. Die Versuche täglich dem Weg / der Lehre treu zu bleiben ist eine Mammutaufgabe und jedem Schritt folgt ein Sturz. Meine Bemühungen meinen Schöpfer zu erleben / zu spüren möchte ich jedoch nie aufgeben.

Die Syro-Malankarische Kirche, die in Deutschland mir die Möglichkeit gibt, zu meinem Gott in meiner Muttersprache zu sprechen, verbindet meine Wurzeln in Kerala (Indien) mit denen in Deutschland. So wie ich ein Hybrid aus zwei Kulturen bin, habe ich in meiner Kirche ebenfalls die Freiheit, die Heilige Messe in Ritus der Syro-Malankarischen katholischen Kirche auf Deutsch zu feiern, was mich ganz persönlich enorm stärkt.

   Brooz Varghese Kanjirathamannil, Syro-Malankara Katholische Kirche, 39

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Die eine Frage nach der Beziehung zu Jesus kann nicht mit einer einzigen Antwort beantwortet werden. Viele haben wir gehört. Es geht auch um unsere Beziehung untereinander und den Frieden in der Welt. Und es geht um unsere Beziehung zu Gott, unserem Schöpfer. Unsere Umwelt ist nicht einfach da, sondern sie hat einen guten Schöpfer, nämlich Gott. Ihm sind wir verantwortlich. Und er ist unsere Kraft, um die Schöpfung zu erhalten.

Ich habe heute viel gelernt durch die Zeugnisse aus unserer Mitte. Und Sie bestimmt auch. Wir alle danken Ihnen und Euch. Jetzt spüren wir umso mehr: Heute feiern wir ein Fest der Hoffnung.

Als Maria geboren wurde, war das der Anfang unseres Heils. Mit einem poetischen Wort sagt man: die „Morgenröte der Erlösung“, Aurora heißt es in verschiedenen Sprachen, oder ´Swit oder Svitanok. Durch Jesus wird sie zur Mutter aller Völker. Ihr dürfen wir uns anvertrauen, weil sie uns immer neu zu Jesus führen will. Amen.

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