Schwierige Konfliktlösung in Kamerun
Die Konfliktlage im anglophonen Teil Kameruns ist unvermindert angespannt. Seit November 2016 fand kein Schulunterricht statt, die Anwälte streiken und die Bevölkerung protestiert an zwei Tagen der Woche mit der Aktion Geisterstadt. Diese bedeutet, dass die Menschen daheim bleiben, die Geschäfte und Märkte geschlossen sind und öffentliches Leben pausiert. Hintergrund der Proteste sind die Verletzung garantierter Rechte im anglophonen Kamerun wie die Meinungs- und Pressefreiheit oder das Recht auf Bildung sowie Menschenrechts-verletzungen wie die Inhaftierung oppositioneller Führungspersonen.
Dass die Herausforderung in der Lösung eines Nationalen Problems besteht, wurde am 22. Juni 2017 in Berlin deutlich, als Fr. Joe Clifford Nformi und Winfried Montz die Konfliktlage in ihrem Ursprung und ihrer dramatischen Zuspitzung gegenüber Bundestagsabgeordneten und Vertretern von Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen darlegen konnten. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte im Gesprächskreis Afrika dazu das Forum organisiert. Der Stipendiat aus dem Bistum Kumbo und Leiter der Abteilung Weltkirche verwiesen auf die Wurzeln des Konfliktes, die in die Zeit der Entkolonisierung zurückreichen, und die Ängste im Land hinsichtlich einer weiteren gewaltsamen Eskalation.
In Kamerun haben oppositionelle Kräfte einen schwierigen Stand oder werden unterdrückt. Vermittler für diese festgefahrene Situation sind schwierig im Land selbst zu finden, weil zum Beispiel alle katholischen Bischöfe und protestantischen Kirchenleitungen vor Gericht verklagt wurden, sie würden die Schulen nicht öffnen. Eine gestärkte Zivilgesellschaft ist nicht etabliert, Führungspersönlichkeiten wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland. Die fehlende Veränderungsbereitschaft des seit 34 Jahren amtierenden Präsidenten Paul Biya, der 2018 erneut als Präsident kandidieren möchte, verhindert Vermittlungsversuche, die den Nerv des Konfliktes berühren.
"Stellen Sie alle finanziellen Hilfen aus Deutschland an die Regierung Kameruns ein, bis sich der Präsident einer Lösung öffnet", schreibt ein Partnerbischof in dieser Woche nach Limburg. So wollen Politiker in Berlin mit sorgsamem Auge nachverfolgen, wofür die Regierung die polizeiliche Ausbildungsförderung aus deutscher Entwicklungshilfe wirklich einsetzt. Die Spezialgarden der Regierung gehen nicht nur in der Gegenwehr gegen Boko Haram im Norden, sondern auch gegen das eigene Volk im anglophonen Westen vor. Auch ein fortgesetzter Druck durch die Deutsche Botschaft gehört zu den Handlungsperspektiven, die von deutscher Seite helfen, an einer Lösung zu arbeiten.
Im Dialog mit Parlamentariern und Entwicklungsfachleuten in Berlin konnte die Delegation aus Limburg verdeutlichen, dass es den Anglophonen um die Wiederherstellung ihrer im Zuge der Unabhängigkeit garantierten Selbstverwaltungsrechte geht und nicht um die Abspaltung von einem Land, dass durch Verfassungsänderungen die Assimilation einer Minderheit durchzusetzen sucht.