#RespectOurRights
Wie kann das nur gehen mit dem Frieden in Kamerun? Frau Laura Anyola ist die Koordinatorin der Justitia et Pax Kommission im Erzbistum Bamenda in Kamerun. Vom Außenministerium in Berlin war sie eingeladen zu einer Konferenz über die Friedensverantwortung der Religionen. Im Anschluss an diese Konferenz kam Frau Anyola am 24. Mai 2017 nach Frankfurt in das Haus am Dom, um über die aktuelle Lage im anglophonen Kamerun zu sprechen, über die Situation der Menschenrechte im Land und über mögliche Perspektiven, die das Land aus der Krise herausführen könnten. "Wir haben die Hoffnung nicht verloren. Es ist doch kein Verbrechen die uns gewährten Rechte einzuklagen", sagt Laura Anyola.
Kamerun wurde nach der Kolonialzeit 1960/61 unabhängig, aber es ist bis heute zweigeteilt, in einen frankophonen und einen anglophonen Teil. Der frankophone Teil dominiert das Land, die anglophone Bevölkerung wird gravierend benachteiligt. Das zeigt sich z.B. im Rechtssystem (im anglophonen Justizsystem gilt die Unschuldsvermutung, im frankophonen muss der Inhaftierte seine Unschuld beweisen) und im Bildungssektor, wo auch die englischsprachigen Schüler französisch unterrichtet werden und wenig Chancen auf eine gute Zukunft haben.
Seit Oktober 2016 streiken fast alle Schüler im anglophonen Teil, in der Hoffnung, so ihre Benachteiligung beseitigen zu können. Die Zentralregierung reagierte mit harten Sanktionen, nahm zahlreiche junge Menschen fest und brachte sie in Gefängnisse im französisch-sprechenden Teil des Landes. Laura Anyola hat einige von ihnen, vor allem jüngere Schülerinnen und Schüler, mit großem Geschick und Verhandlungen befreien können. Die Repressionen - Einschränkung der Pressefreiheit, Zensur, illegale Verhaftungen - dauern noch an. Nur eine dreimonatige Abschaltung des Internets von Januar bis März 2017 im anglophonen Teil des Landes ist jetzt aufgehoben. Die katholische Kirche versucht intensiv, den Konflikt zu entschärfen. Sie setzt sich dafür ein, dass ein Dialog der Regierung mit der Zivilgesellschaft stattfindet und die Auseinandersetzung nicht weiter eskaliert. Es ist zu befürchten, dass es ohne einen solchen Dialog zu verstärkten gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt.
"RespectOurRights" war die Veranstaltung in Frankfurt überschrieben. Es ist ein eindringlicher Appell an die derzeit Regierenden in Kamerun, sich von der Bevorzugung des frankophonen Teils zu lösen und die Rechte der Anglophonen zu respektieren. Eine föderale Struktur des Landes mit der Übertragung von Rechten auf die einzelnen Provinzen könnte viel Positives bewirken. Den Appell richtet Laura Anyola auch an die Menschen in Deutschland: "Vergessen Sie uns bitte nicht. Wir brauchen Ihre Öffentlichkeit und Ihre Unterstützung. Sie können etwas beitragen zur Lösung, tun Sie es! Lassen Sie die deutsche Öffentlichkeit wissen, was in Kamerun geschieht. Tragen Sie den Politikern in Berlin die Sicht der Menschen am Ort in Kamerun vor." In der Diskussion nach dem Vortrag von Frau Anyola wurde deutlich, wie verhärtet die Konfliktparteien argumentieren. "Diaspora-Kameruner", die seit Jahren in Deutschland leben, forderten radikal, Kamerun müsse geteilt und der anglophone Bereich unabhängig werden. Frau Anyola argumentierte dagegen: "Das würde wahrscheinlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen". Das will die katholische Kirche mit der Koordinatorin der Justitia et Pax Kommission Laura Anyola unbedingt vermeiden, denn ein bewaffneter Kampf wäre nicht nur "teuer", sondern führe auch zu einer neuen Flüchtlingswelle und großem Blutvergießen. (E. und W. Bentrup)
Hier noch ein Link zu einem Bericht über die Lage in Kamerun (Deutschlandfunk.de)