Erdbeeren und Granatapfel am Altar
Vieles ist anders bei dieser Pfingstvesper im Frankfurter Dom: Keine überfüllte Kirche mit Bischof beim traditionellen und farbenprächtigen Gottesdienst der Sprachen und Nationen, mit der muttersprachliche und deutschsprachige Christen sonst Pfingsten feiern. In Corona-Zeiten geht es anders zu, in kleinerer Gemeinschaft - nur ein Teil der Gläubigen ist vor Ort, andere sind online beim Live-Stream dabei - , kürzer, konzentrierter. Aber der Anlass zum Feiern ist dennoch derselbe wie in all den Jahren zuvor. „Das Wunder von Pfingsten zeigt sich auch heute“, sagt Juraj Sabados von der Slowakischen Gemeinde zu Beginn des Abendgebetes „Wir sprechen unterschiedliche Sprachen und doch verstehen wir uns.“ Auch Brigitta Sassin von der Stadtkirche Frankfurt, die mit ihm zusammen die mit weitem Abstand verstreute Gemeinde im Frankfurter Dom willkommen heißt, spricht von einem „Fest der Fülle“, bei der die Vielfalt in Frankfurt und dem Bistum gefeiert werde.
„Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu“: Männer und Frauen aus den muttersprachlichen und deutschsprachigen Gemeinden lesen abwechselnd den Psalm, während Dommusikdirektor Andreas Boltz ihre Worte mit Orgelmusik unterlegt. Der zentrale Vers aus der Lesung wird anschließend in vielen Sprachen verkündet: „Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet“, heißt es auf Slowakisch und Französisch, auf Vietnamesisch, Spanisch und Kroatisch.
Jeder Vertreter der muttersprachlichen Gemeinden, der nach vorne tritt, legt eine Frucht als Symbol für die Früchte des Glaubens zu den mit Feuerflammen geschmückten Kerzen, die vor dem Altartisch aufgestellt sind - rote Erdbeeren, eine dicke Mango, grüne Trauben, eine Avocado und eine Kokosnuss, Apfel und Birne. Der Gitarrist Javier Cuenco sorgt mit argentinischen Klängen für eine meditative Atmosphäre. Die Kerzen werden später an Kirchorten brennen, an denen muttersprachliche Gemeinden ebenso wie deutschsprachige gemeinsam ihren Glauben leben.
Der Bischof ist an diesem Freitag vor Pfingsten nicht persönlich nach Frankfurt gekommen - ein bisschen aber ist er trotzdem anwesend. Gleich zu Beginn hat Marianne Brand, Vorsitzende der Stadtversammlung, ein Grußwort von ihm verlesen. Ausdrücklich dankt er darin für die Geduld und das Verständnis der Gläubigen, dass während des Lockdowns keine Gottesdienste hätten gefeiert werden können und ebenso für die Vorsicht, die sie jetzt walten ließen, für ihre Gebete und die tätige Hilfe für andere. In diesen Zeiten, so seine zuversichtliche Botschaft, „können wir unseren Glauben neu entdecken.“ Darin liege eine große Chance.