Binnenflüchtlinge unterstützen, Doppelkrise verhindern
Anglophone Krise und Corona-Pandemie
In den englischsprachigen Provinzen Kameruns herrscht seit 2016 ein Konflikt zwischen der französischsprachigen Regierung und der anglophonen Minderheit, der schnell zu einem gewaltsamen Konflikt anwuchs. Die anglophone Bevölkerung fühlt sich von der Zentralregierung, die im frankophonen Landesteil sitzt, vernachlässigt und marginalisiert. Aus friedlichen Protesten wurde ein gewaltsamer Kampf um Unabhängigkeit des anglophonen Landesteils zwischen Separatisten und kamerunischem Militär. Seit Beginn des Konfliktes sind Schulen geschlossen, Verwaltung und Justiz sind mittlerweile zusammengebrochen.
Seit 2016 forderte der Konflikt mehr als 3.000 Tote, darunter unschuldige Zivilisten. Rund 680.000 Menschen sind nach Angaben der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR seither auf der Flucht. Die Dunkelziffer könnte hier erheblich höher sein, da sich viele vor der ausufernden Gewalt in der Wildnis verstecken müssen. Vertreter der katholischen Kirche, unter anderem das Limburger Partnerbistum Kumbo, versuchen in dem Konflikt zu vermitteln und rufen zu Frieden auf.
Die Corona-Pandemie trifft das bereits verwundete Land deshalb mit doppelter Härte. Seit Beginn der Pandemie wurden 18.624 Fälle von Corona-Erkrankungen festgestellt.
Situation der Binnenflüchtlinge
Die Lebensbedingungen der Binnenflüchtlinge waren bereits vor der COVID-19-Pandemie sehr schlecht. Fehlende Lebensmittel, unzureichende Sanitäranlagen und klimatische Veränderungen auf der Flucht führen zu gesundheitlichen Problemen. Lebten zuvor durchschnittlich vier Personen in einem Haushalt, sind es durch die Aufnahme von Flüchtlingen nun durchschnittlich 20 Personen, obwohl die Mittel, die ein Haushalt zur Verfügung hat, dieselben geblieben sind. Durch die tägliche Gewalt sind viele Menschen traumatisiert, Familien auseinandergerissen.
Hilfsprojekt der Caritas Kumbo
Um den Binnenflüchtlingen zu helfen, ist im Dezember 2018 ein Hilfsprojekt der Caritas Kumbo angelaufen. Ziel des Projektes ist es, die Lebenssituation der Menschen zu verbessern und damit eine stabile Gemeinschaft als Grundlage für die Beendigung des Konfliktes zu schaffen. Zentrale Aktivitäten sind die Verteilung von Lebensmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln sowie eine medizinische Unterstützung. Um der fehlenden Ausbildung der Jugendlichen entgegenzutreten, werden Berufsausbildungen gefördert, indem Lernmaterialien, beispielsweise zum Nähen, bereitgestellt werden. Eine psychosoziale Unterstützung und Ersthilfe zur Traumabewältigung wird angeboten.
Ausbreitung des COVID-19 Virus eindämmen
Das humanitäre Hilfsprojekt für Binnenflüchtlinge erhält durch COVID-19 besondere Relevanz: Flüchtlinge müssen mit der grundlegendsten medizinischen Versorgung, Hygiene- und Nahrungsmitteln versorgt werden (Wasser, Mundschutz, Räumlichkeiten, um den Sicherheitsabstand wahren zu können, Desinfektionsmittel, Nahrungsmittel, psychosoziale Unterstützung). Da die genannten Maßnahmen meist finanziell und infrastrukturell nicht umgesetzt werden können, wächst die Gefahr der Ausbreitung des COVID-19-Virus in Flüchtlingsunterkünften um ein Vielfaches. Um dies zu verhindern, benötigt das Projekt dringend finanzielle Unterstützung.
Wer macht mit?
Das Social Welfare Office/Caritas Kumbo arbeitet zusammen mit der psychosozialen Beratungsstelle (Family Life Office), der Gesundheitskoordination und der Justitia et Pax Kommission des Limburger Partnerbistums Kumbo. Jeden Monat benötigt Caritas Kumbo für die Hilfe in den entlegenen Gebieten 19.000 Euro. Misereor und das Bistum Limburg haben eigene Mittel für das Projekt bereitgestellt und bitten um dringend benötigte finanzielle Unterstützung.